<< zurück zu "Der Mann dahinter"            Übersicht            weiter zu "Kinder" >>



von Manuel Glüheisen


Immer wieder – Hitler
Immer wieder – Antisemitismus
Immer wieder – Nationalsozialismus
Immer wieder – Abgemagerte Juden wie Dreck auf einem Haufen geworfen
Immer wieder – Gaskammer
Immer wieder – Auschwitz

Die Züge der Judendeportation scheinen für die Ewigkeit zu fahren
Die faschistischen Schreie geisteskranker Führer, die mir noch immer in den Ohren schmerzen, scheinen nie zu verschallen
Das Gesicht, die Stimme und die ideologischen Gedanken des Initiators einer der schwärzesten Seiten der Menschheit wird wohl nie mehr aus unserem Leben verschwinden
Führer immer da – wollte er das nicht erreichen?

Immer noch – Vorwürfe an uns, wie Unmenschlich wir doch sind
Immer noch – unsouveräner Status auf der großen Kugel
Immer noch – Mahnmale die uns an jeder Ecke begegnen
. . . aber nicht unbegründet, denn
Immer noch – Menschen, die diesen „Glauben“ für richtig befinden

Ich weiß mittlerweile alles essentielle und auch mittlerweile schon zu viel Zusätzliches
Ich habe es mittlerweile verstanden und bemühe mich auch um ein besseres Weltbild
Ich will nichts mehr davon hören, denn ich weiß genug . . .
Hört endlich auf . . . Mir schmerzen die Ohren, mir schmerzt mein Kopf und besonders schmerzt mir immer wieder meine Seele, bei jedem weiteren Bild der Vergangenheit . . .
Für mich schon keine Vergangenheit mehr, sondern ständige Gegenwart!
Was wollt ihr damit erreichen? Noch mal Gehirnwäsche? Jetzt umgekehrt . . . haltlos dieser Gedanke, aber ein Hilferuf. Hört doch bitte auf, ich kann die Stimmen dieser Zeit wirklich nicht mehr hören . . .

Und wieder, immer wieder . . .
Immer wieder – was ist deine Meinung zu diesen Gräueltaten?
Immer wieder – analysiere den Hintergrund und die Absichten?
Immer wieder – Nimm Stellung dazu!
Immer wieder – Das war alles so schrecklich!
Immer wieder – Wie konnte das geschehen?
Immer wieder – wer war Hitler und warum tat er das?
Immer wieder – Der Niedergang der Hitlerära
Endlich, er ist tot, das Thema beendet, die Ära vorbei, der Schrecken vorbei, die Qual ein Ende, keine Stimmen mehr, Vernunft kehrt zurück, Ordnung ist wieder da, eine Last ist vorbei.
Und im nächsten Moment habe ich ein Buch in der Hand, welches sich mit der Thematik „Nationalsozialismus“ beschäftigt. Da, der Sarg öffnet sich, die Asche setzt sich wieder zusammen und der Staub bildet sich wieder zu Adolf Hitler. Er ist wieder da, immer wieder, er schreit wieder, sie morden wieder, Schüsse fallen wieder, der Krieg beginnt wieder – der ewige Krieg, unsere ständige Gegenwart. Kein Ende in Sicht, es wird niemals kommen. Gefangen in einer Warnung, die nicht verloren gehen darf, aber nicht zur Gehirnwäsche werden darf.
Das Bild des Fernsehers ist schon wieder schwarz-weiß und ein Wort mit den Buchstaben H-I-T-L-E-R wird vor einem geisteskranken, markanten Mann eingeblendet und ich sitze wieder auf einem der Stühle in der ersten Reihe.

Immer noch, immer wieder – ständige Gegenwart.

Anmerkung des Autors


Dieses Gedicht stellt eine starke Kritik an unsere Gesellschaft dar. Ich bin, wie jeder der Auffassung, dass man dies nie vergessen sollte und man an die Leute appellieren sollte, aber das gerät außer Kontrolle. Ich selbst habe in der Schule drei Bücher mit dieser Thematik lesen müssen und eingehendst analysieren müssen. Ich musste mich in der Schule in Geschichte, privat, in Politik und in Deutsch bereits über sieben mal damit beschäftigen. Mahnmale habe ich besucht, unzählbare Bilder musste ich mir anschauen, so viele Filme sehen müssen. Ich habe mich früher dafür sehr interessiert und beschäftige mich auch heute noch privat mit diesem Thema, aber die Quantität daran, was die Menschen immer wieder „aufbrühen“ ist mittlerweile quälerisch. Jedes Bild und jede detailreiche Beschreibung macht aus meiner Seele einen Ping-Pongball. Irgendwann ist mal Schluss. Jetzt kann ich es bald nicht mehr hören. Hitler ist tot – und dass soll er bitte auch bleiben. Aber wir beleben ihn doch immer wieder! Wie oft ging das Bild Hitlers und seiner Heere schon durch meinen Drucker, durch den Schulkopierer, wie lang sind die Seiten über die Nazi-Jahre im Lexikon. Wie viele Bücher mit dieser Thematik gibt es? Ich befürchte mehr, als es Menschen auf der Welt gibt. Ich will, dass wir ihn langsam begraben.